17. März 2015 [Postkarte von Juli]

Salut, Ihr Lieben,

sagt mal, werdet Ihr auch so häufig angefasst? In den letzten Wochen und Monaten haben so viele Menschen meine Säume abgetastet, die Stoffe meiner Kleider befühlt und sich die Zickzacknähte angesehen, wie noch nie in meinem Leben. Alles immer von anderen Näherinnen, die sich ja hier durch das ständige Angequatsche viel früher offenbaren.

Was meiner Kollegin am Wochenende allerdings auch auffiel, ist dieser völlig unvorbereitete Körperkontakt. Eine Angestellte des Museums schaute sich erst die Verarbeitung meiners Reißverschlusses an und fragte dann, ob ich Pferdehaar im Saum habe (gut, dass ich Gerties Buch habe...). Ich schaue mir manchmal auch die Innenverarbeitung bei Kleidung am Menschen an, aber ich frage vorher, ob ich mal gucken darf. Glaube ich.

Ihr so?

Ansonsten ist hier gerade muffelige Zeit. Warum hab ich noch mal einen Schreibberuf gewählt?
Liebe Grüße,
Juli

Kommentare

  1. Das ist mir noch nicht passiert, aber ich weiß von tätowierten Freunden, dass die auch unvermittelt begrabscht werden. Untermalt mit einem quäckigen "Boah - sind die echt?" oder wahlweise "Was haben die zu bedeuten?" wird eine Freundin im Einzelhandel ständig ohne Vorwarnung am Arm angefasst oder der Ärmel hochgerissen. Eine sehr unangenehme Sache, die sich uns bislang auch noch nicht weiter erschlossen hat..

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    1. Oh ja, das kann ich mir auch gut vorstellen. Und die Frage nach der Bedeutung ist noch übergriffiger, oder?

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    2. Davon kann ich leider auch ein Lied singen. Schon albern, dieses NAchgefrage und angegrabsche, da heutzutage Tattoos ja keine Seltenheit mehr sind und sich durch alle Schichten und Altersgruppen ziehen.
      LG!
      Julischka

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    3. Ich reagiere situationsabhängig: Wer höflich fragt, erhält auch eine Antwort. Selbstverständlich geht die Bedeutung meiner Tattoos nur mich etwas an - das wird dann aber auch akzeptiert. Aufs ungefragte am Ausschnitt-Zupfen, um mehr Tattoo zu sehen, reagiere ich äußerst allergisch. Und ich würde mich selbstverständlich auch niemals vor irgendwem halb ausziehen, um meine Tattoos zu zeigen.

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  2. Nein, ich nicht. Aber meine Nichte wird ganz oft ungefragt angefasst, vor allem ihre Haare, weil sie afromerikanischer Herkunft ist. Das ist so schrecklich, als sie ein Baby war, mussten wir manchmal richtig böse werden "NICHT!!!!!!!!!ANFASSEN!", auch und gerade bei alten Omis, das war schon schräg.
    Ich fide es ja sehr unhöflich, die Nähqualität von Kleidungsstücken zu überprüfen, fürchte aber, dass ich es bei Freundinnen auch mache...

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    1. My ass. Manche Leute haben echt einen Schuss.
      Die Nähqualität selbstgenähter Sachen oder gekaufter? Meinen Saum guckst du dir immer dann genau an, wenn ich sage "nich angucken!!". Ich sag ja nur.

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    2. Da gibts ja auch einiges zu gucken! Auch innen!

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    3. Lose Fäden und unversäuberte Nähte?

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    4. Auch! Der Saum von Ginsterkleid, tststs! Da werd ich leider doch auch zum Meister Pfriem, ich gebs zu! SO weit weg von mir ist das Leben mit Sahneheringdose anscheinend doch nicht....

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    5. Das Kleid ist aber trotzdem sehr schön! Freust du dich schon auf die ganze Garderobe, die Zuhause auf dich wartet?

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    6. You have no idea... Meine Eltern waren ja Anfang März da und sie haben schon einen Teil mitgenommen, um meine Koffer zu schonen.
      Und das Ginsterkleid ist zugegebenermaßen eine Herausforderung für alle Menschen. Ein OCD-Lackmustest. Wenn du den bestehst, bist du wirklich nicht mal ein klitzekleines bisschen zwanghaft.

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    7. Nicht beim Ginsterkleid.




      *duckundweg*

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  3. Vielleicht sind die Amis da weniger berührungsscheu. Ich bin noch nie außerhalb von Nähbloggertreffen nähtechnisch begutachtet worden ;-) (ohne Wertung gemeint!). Gut hier im Dorf bin ich eh die einzige, die ihre komplette Garderobe schneidert und vermutlich kommen mir die Leute auch von berufswegen freiwillig nicht gerne zu nahe. ;-)

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Glaub ich auch, dass die eher berühren! Ist mir sogar in New York passiert. Immerhin fassen sie mir nicht (wie die Maschinenbauer im Studium) direkt an die Brüste. Man kann sich ja auch mal über die kleinen Sachen freuen.

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    2. Hehe, bei dir muss man ja Angst haben, dass du die Instrumente zeigst, wenn man dir komisch kommt!!!!

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    3. Mich würde das Sirren der Bohrer auch abhalten, ganz sicher sogar :)

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  4. Ich weiß von Chrissy, dass ihr ständig der Saum hochgerissen wurde, als sie den Petticoat neu hatte. Mir selbst passiert das nur unter Nähnerds, ich mach das selbst auch, manchmal, glaub ich, auch ungefragt. Könnte mir deshalb selbst die Hand abhacken, wenn mir das auffällt, weil ichs auch übergriffig finde.
    Unter Ottonormalmenschen passiert mir das nicht. Und mit meinem Tattoo ist mir das hier in Berlin auch nicht mehr passiert. In Bielefeld wurde ich da öfters mal drauf angesprochen. Allerdings gehe ich jetzt auch nicht mehr so häufig aus. Vielleicht liegts daran.
    LG

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    1. Stimmt, meinen Petticoat haben in der niedersächsischen Pampa auch viele angefasst. Mal reingekniffen, um zu gucken, was das ist, und so.

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  5. Nein, mir passiert das auch nicht. Mir ist auch nicht oft auf den Bauch gepackt worden in den Schwangerschaften. Die Kinder wurden als sie klein waren manchmal auf dem Maybachufermarkt von türkischen Omis angefasst, da wurde meine interkulturelle Kompetenz getestet. Und in Amiland, da waren die Leute immer ganz aus dem Häuschen bei den beiden Zuckerschnuten. Insofern glaube ich an die These, dass das dort gerne gemacht wird.
    Mir selbst ist das gleiche passiert wie Catherines Nichte, nur umgekehrt: In Ghana hatte ich immer eine Traube Menschen, meist Kinder um mich, die mich alle mal anfassen wollten. Meine Haare waren da schon eine kleine Sensation.

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    1. Das kann ich mir vorstellen. :-)
      Das mit den Babybäuchen find ich ja auch ganz schlimm!

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    2. Meine (blonde) Freundin berichtete gleiches aus Ghana!

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  6. Meine Güte ist hier viel los, man kommt ja kaum mit lesen hinterher! Schön habt ihrs euch gemacht, mir gefällst und es macht Spaß zu lesen.
    Hier wird auch nicht angefasst. Der Klassiker: bei der Stoffblüte fragen, ob sie selbstgemacht ist, dabei ist die das einzige am kompletten outfit, was gekauft ist. Oder neulich, die sehr grobgestrickte schlichte Babyjacke wurde sogleich als selbstgestrickt erkannt (das war die Tante meines Neffen vor 14 Jahren), meine blaue natürlich nicht. Es kommt keiner auf die idee, dass die Sachen selbstgenäht oder -gestrickt sind, da prüft auch niemand den Saum. Nur wenn Nähnerds aufeinandertreffen, da find ich's dann sehr nett. Für wen macht man denn die aufwändigen Handnähte schliesslich? ;-)
    LG, Katharina

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  7. Einfach eine Nähnerdkrankheit, vielleicht etwas verbreiteter in angelsächsischen Gegenden? http://didyoumakethat.com/2015/03/19/fabric-fondler-or-public-nuisance/
    Komischerweise stört es mich nicht wenn auf Nähtreffen Leute (meine) Nähte inspizieren (wie Katharina schon sagt - wer sonst weiß das denn sonst zu würdigen?), und trotzdem mache ich es nur ganz selten bei anderen, eher dann wenn es gerade nicht getragen wird oder extra gezeigt. Eine Freundin, deren Mutter viel und professionell genäht hat, hat mich gleich an der Eingangstür mal richtig "inspiziert" da kam ich mir ein bisschen seltsam vor, weil ich das Gefühl hatte ich stehe jetzt quasi "vorne an der Tafel".
    Tja, die Bauchgrabscher als ich schwanger war waren meistens irgendwelche Kollegen, das fand ich äh, gelinde gesagt sehr unangebracht. Dabei waren das keine Maschinenbauer. Was die dann wohl machen? Ich möchts nicht wissen.

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