23. Oktober 2015 [Brief von Juli]



Ihr Lieben,

ich beweinte ja vor einiger Zeit den Verlust eines Schnittmusters - und es gibt dieses Mal (noch...) kein Happy End, das Ding ist tatsächlich unauffindbar. Nun ist es ja nicht so, als hätte ich einen wirklichen Mangel an Schnittmustern für Hemdblusenkleider. Irgendwann habe ich sie tatsächlich mal gezähhlt, das Ergebnis habe ich aber längst wieder verdrängt. Ich erinnere mich nur an ein leises "huch!!"...

Weil ich Hemdblusenkleider aber nun mal sehr gerne mag, hatte ich mich - wie ja auch hier schon erzählt - meinem anderen erprobten Muster zugewandt, das ist das Butterick 5846, von dem es bereits zahlreiche Varianten in der Bloggerinnen-Community gibt, und von dem ich auch bereits eins besitze (und sehr liebe). Den Verlauf dieser Geschichte krönte im August meine Frage nach einer neuen Nähmaschine, weil meine keine Knopflöcher mehr herstellen könne. Nun ist es so: sie kann es doch. Tja. Wenn es glatte Baumwolle ist.

Ich zeige Euch heute zwei Varianten des Hemdblusenkleids, leider von der neuesten (und alter Schwede, was liebe ich dieses Kleid!) nur doofe Spiegel-Photos, sorry...

Für die erste Variante verwendete ich den bereits gezeigten dunkelblauen Baumwollstoff vom Maybachufer, den ich im Juni nach einem gemeinsamen Konferenzbesuch mit Cat besorgte. Leider reichte der Stoff nicht ganz (bzw. bin ich nicht so wahnsinnig talentiert, was das Ausreizen von Stoff anbelangt, siehe Wiebke an dieser Stelle für absolute Perfektion), so dass ich den Reverskragen aus einem Rest dunkelblauer Baumwolle nähte (yay for fabric stock!). Im Prozess des Nähens testete ich an Reststücken die Knopflochfunktion meiner Nähmaschine und es lief fein, so dass ich das Kleid auch beenden konnte. Die Knöpfe stammen aus meinem Franken-Vorrat, sind klein und grau-beige.





Die Photos sind übrigens von Anfang September. Leider fand ich mein Akku-Ladekabel für die Kamera zwischendurch nicht mehr...


Mich irritiert extrem, dass ich bei diesem Schnittmuster vom kleinen Schnittbogen die kleinste Größe nehmen muss. Was machen die Frauen, die deutlich schmaler sind als ich? Kann mich da bitte jemand aufklären?

Folgende Änderungen nehme ich standardmäßig an diesem (und zahlreichen anderen) Muster(n) vor: Ich verkürze die Schulter um ca. 2,5 cm und hebe die Taillennaht um ungefähr 3 cm. Bei B5846 muss ich (je nach Stoffqualität) auch noch an den Seiten ein wenig wegnehmen, sonst sitzt es noch blusiger als es eh schon geschnitten ist.


Taschen nutzend.


In der Zwischenzeit war ich im September für einen Kurztrip in Aachen und dort auch bei meinem liebsten Stoffhändler, bei dem ich erschreckend viel Geld ließ (aber auch feine Sachen mitnehmen konnte). Unter anderem erstand ich einen schwarzen stretchigen Wollstoff mit einer ganz wunderbar flauschigen Struktur. Aus diesem wollte ich eigentlich ein 70er-Kleid nähen (aus diesem Stoffmuster-Vorrat), dann war mir aber auf einmal sehr nach einem Klassiker, also wurde es das Butterick. Die Knöpfe stammen noch aus meiner USA-Zeit, schwarzes Pressglas mit Struktur und goldenem Rand.




Knöpfe und ein Hinweis auf die Stoffstruktur. Bei diesem Stoff habe ich mich nicht getraut, Knopflöcher zu machen. Sowohl das Nähen selbst als auch das nicht gerade unwahrscheinliche Auftrennen, sorgten für Schweißattacken. Deswegen gab es nur eine Fake-Knopfleiste, der vordere Rockteil ist im Bruch zugeschnitten und in der Seite sitzt ein nahtverdeckter Reißverschluss.





Kleid. Gerade fertig. Und vor dem Besuch bei Nina im Nähkontor, denn dort...




... erstand ich neue Gürtelschnallen und Gummiband, so dass ich mir einen passenden (und derzeit quasi jeden Tag getragenen) Gürtel machen konnte.




Und diese Gummiband-Gürtel sind ja sooo bequem. Ich bekomme von zahlreichen Strumpfhosen (bzw. dem jeweiligen Bund) und manchmal eben auch vom Sitz des Gürtels echte Probleme mit dem Darm (tjaja...) und im Notfall sogar Kopfschmerzen (wegen unbequem -> komische Haltung -> Rücken -> Kopf. Mein Kopf nimmt sowieso jede Ausrede dankend an, um zu schmerzen) und das passiert mit dieser Art des Gürtels nie.




Das Kleid hat sich in wenigen Wochen zu einem wahren Lieblingsstück gemausert. Derzeit nähe ich eine weitere (und hoffentlich ebenso beliebte) Variante aus braunem Wollstoff, den ich noch von unserem Kostüm Sew-Along übrig hatte.



Die neue Nähmaschine - das sei hier noch mal betont - steht immer noch auf dem Wunschzettel. Die Benachrichtigung über Steuerrückzahlungen lässt das gewünschte Modell (Janome Horizon MC 8900 QCP, Julias Tipp! Danke!) nicht unwahrscheinlich werden. Juchu!

Ich wünsche Euch ein wunderbares Wochenende!
Beste Grüße,
Juli

Kommentare

  1. Das schwarze Wollkleid mit dem Gürtel und den Knöpfen! Ein Traum! Wunderschön, du siehst ganz zauberhaft aus.
    PS: Du mögest dafür mit Hochachtung, Respekt und der Kleidung würdigen Disputen belohnt werden. Nix Arschpickel und so.

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    1. Gestern Abend haben Studierende vor der Caféte einen Rülpswettbewerb gemacht. Seufz...

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    2. Haha. Vermutlich tut man gut daran, das als harmlose und immerhin nicht bösartige Beschäftigung zu betrachten. Angesichts eines womöglich manchmal als bedrohlich wahrgenommenen, auf alle Fälle verunsichernden Wertepluralismus, des Wandels der Gesellschaft etcblabla ;) ist doch wirklich dankbarerweise Verlass auf einfache Körperfunktionen. Hurra.

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  2. Ich konnte das Kleid und die Knöpfe ja live bewundern. Und was soll ich sagen, ich hab mir am darauffolgenden Samstag einen wunderschönen schwarzen, wolligen Stoff auf dem Stoffmarkt gekauft und bin gerade dabei dein wundervolles Kleid nach dem gleichen Schnitt zu nähen, allerdings mit durchgehender Knopfleiste. Ich freu mich schon sehr darauf!
    Liebe Grüße Nina

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    1. Ich bin gespannt! Nimmste dann aber auch so ne goldene Gürtelschnalle, ne? :)

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  3. Aber du hast doch jetzt die schönsten Schnallen! Vielleicht mach ich ja in silber, mal sehen...

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