19. August 2015 [Brief von Julia]
Liebe Freundinnen,
bevor ich mich jetzt auf das Thema „Materialien für´s
BH-Nähen“ stürze, möchte ich zunächst mal sagen, dass ich mich sehr über die
rege Teilnahme und das Interesse am BH-Sew-Along freue. Das Thema ist nicht
ohne und ich finde BH-Nähen ist so eine eigene Nähdisziplin, in die man sich
erst einmal reinfuchsen muss. Ich finde es toll, dass sich Einsteigerinnen und
richtige Profis hier versammeln.
Wer noch beim Sew-Along einsteigen will, der ist herzlich
willkommen.
Nun aber zum heutigen Thema „Materialien“.- Ein Thema für
ein Buch, daher habe ich es in meinen Fragen zum heutigen Thema schon etwas
eingegrenzt.
Was brauche ich für mein Projekt?
Welche Materialien möchte ich verwenden?
Woher bekomme ich Stoffe und Zutaten?
Was eignet sich prinzipiell zum BH-Nähen?
...
Ich fange mal mit der letzte Frage an, die so eigentlich
nicht zu beantworten ist.
Schließlich gibt es ganz unterschiedliche BH-Schnitte und
Formen, der Einsatz des BHs und die eigenen Bedürfnisse und Anforderungen
spielen eine Rolle.
Wenn ich jetzt versuchen sollte, die Frage doch recht
pauschal zu beantworten würde ich sagen, ein Stoff, der nicht ausfranst und
seine Form hält oder in diese wieder zurückfindet, je nach Anforderung des
Schnittmusters.
Im www gibt es auch einige gute Beiträge zu diesem Thema,
von denen ich die, die mir spontan einfallen, hier mal aufliste.
Teils sind sie allgemein gehalten, manche beziehen sich aber
auch auf ein spezielles Schnittmuster.
Norma hat auch einige lesenwerte Posts dazu ins Netz
gestellt.
Madalynne hat eine kleine Übersicht zu geeigneten Stoffen.
Ich habe ich ja bereits dafür entscheiden, einen (oder
mehrere) Boylston Bra(s) zu nähen.
Hier auf dem Foto seht ihr fast alle Zutaten, die ich für
den BH brauche.
Ich gehe jetzt mal der Reihe nach durch.
Ich habe mich diesmal dafür entschieden, einen
Baumwolljersey zu verwenden. Es handelt sich um einen dünneren Singlejersey aus
100% Baumwolle von Sanetta. Mit diesen Stoffen habe ich bisher sehr gute
Erfahrungen gemacht und vor allem für Anfänger sind sie Baumwolljerseys
einfacher zu handhaben als dünne flutschige Microfaserjerseys.
Aus dem Baumwolljersey schneide ich das Unterbrustband,
Mittelstück, die Cups und die Träger zu.
Das Mittelstück verstärke ich mit Wäschetüll, da dieses Teil
nicht aus der Form gehen darf.
Das Unterbrustband füttere ich hier nicht, denn mein Jersey
ist wenig elastisch und ich trage eine kleine Körbchengröße.
Die Cups füttere ich mit Laminat.
Ich habe verschieden Laminatqualitäten ausprobiert und
inzwischen eine Vorliebe entwickelt.
Hier seht ihr ein Klebelaminat, das auf einer Seite mit
einer Klebeschicht versehen ist und dadurch aufbügelbar. Es ist relativ dünn
und wenn man es schafft, den Oberstoff faltenfrei aufzubügeln, dann ist es das
am einfachsten zu verarbeitende Laminat. Zum Bügeln sollte man unbedingt eine
große Holzkugel o.ä. als Unterlage verwenden.
Dieses Laminat ist dicker und hat einen lamellenartigen
Schaumstoffkern. Das Laminat fühlt sich gut und glatt an, besser als das
aufbügelbare, hat aber beim Verarbeiten seine Tücken. Wie ihr vielleicht auf
dem beiden Bildern sehen könnt, es kommt viel Bewegung in das Laminat, wenn man
drauf drückt. Die Ober- und die Unterseite verschieben sich, dadurch ist es
sehr schwierig, die Kanten gleichmäßig und überall zusammen zu nähen. Ich habe
dieses Laminat aber gut als Einsatz für meine Bikins verwenden können.
Dieses Laminat ist von der Stärke zwischen den beiden vorher
gezeigten. Es hat in der Mitte einen Schaumstoffkern, der einen
schwammähnlichen Charakter hat. Die eine Seite ist aus einer glatten Charmeuse,
die andere Seite Baumwolltrikot. Diese Art Laminat verarbeite ich für meine BHs
am liebsten, wobei ich die glatte Seite mit Stoff beziehe und die Baumwollseite
dann in Hautkontakt steht.
Für das rückwärtige Band kommt beim Boylston Bra wie auch
bei den meisten BHs klassischerweise Powernet ins Spiel. Ich verwende gerne
Powernet und ich hatte auch bisher noch keines, das sich schlecht auf der Haut
angefühlt hat, doch habe ich es nicht in allen Farben.
Alternativ kann man das rückwärtige Band bei kleineren
Körbchengrößen aus einem anderen dehnbaren Material machen. Ich habe bisher
gute Erfahrung mit elastischen Microfaserjerseys (Lycra) gemacht, die ich, wenn
es eine dünnere Qualität war, gedoppelt habe. Das werde ich auch hier machen
und einen weißen Microfaserjersey doppelt verwenden.
Besonders verwirrend fand ich am Anfang beim BH Nähen, dass
es irgendwie total viele unterschiedliche Gummis gibt. Ich habe meine Gummis
inzwischen in drei Kategorien sortiert: Unterbrustgummis, Wäschegummis und
Trägergummis.
Auf dem Foto hier seht ihr Unterbrustgummis. Je mehr Halt
man braucht, umso mehr Halt sollten die Gummis geben, sei´s durch Breite oder
Rigidität. Ich persönlich mag für mich am liebsten Unterbrustgummis zwischen
einem guten Zentimeter und 1,5cm.
Auf diesem Bild liegen Wäschegummis. Wäschegummis können
aussehen wie normale Haushaltsgummis in weicher und bunt, können eine Borte
haben, einen Paspel oder können Falzgummis sein. Es gibt viele Varianten.
Welche Art von Wäschegummi man benötigt hängt vom Schnitt und von der eigenen
Vorliebe und von der Stelle, wo er angebracht werden soll, ab.
Für meinen Boylston Bra verwende ich ein 8mm breites
Wäschegummi mit einer Mäusezähnchenkante.
Hier seht ihr Trägergummis, die auf dem Foto jetzt fast
gleich ausschauen, sich aber ganz unterschiedlich anfühlen. Das eine ist glatt,
eher satinartig, das andere weicher. Es gibt Trägergummis in unterschiedlichen
Breiten, man sollte entsprechend des benötigten Haltes wählen und dann passende
Ringe und Schieber dazu nehmen.
Ich habe Trägergummi in 1cm und 1,5cm Breite.
Ringe und Schieber sind einzeln bestellt recht teuer, vor
allem weiß man nicht, wenn man nicht gleich ein Komplettset bestellt, ob sie
farblich gut mit den Gummis und dem Stoff harmonieren.
Ich bin ja eine Person, der Lagerhaltung nichts ausmacht und
die gerne Schnäppchen macht, daher habe ich Ringe und Schieber im Großpack bestellt.
Ich habe mich dabei für durchsichtige aus Kunststoff entschieden und für
goldene aus Metall, beides ist neutral.
Auf diesem Foto sind Bügelbänder abgebildet, es gibt sie in
verschiedenen Ausführungen, manche sind auf beiden Seiten flauschig, manche
haben eine glatte und eine flauschige Seite, einige sind dehnbarer manche
steifer. Ich habe verschiedene verwendet, könnte aber nicht sagen, dass ich
eine Sorte bevorzuge.
Bügel sollte man entsprechend seiner Größe und dem
Schnittmuster wählen. Für den Boylston und den Marlborough Bra passen zum
Beispiel ganz gut die Bügel, die Merckwaerdigh verkauft.
Ich verwende für mich gerne zweireihige Hacken- und
Ösenverschlüsse, auch hier habe ich bisher keine einzelnen Verschlüsse gekauft,
sondern „Spartüten“.
Für den Boylston Bra brauche ich außerdem Vlieseine
Formband, das ich auf die Oberkante des Obercups auf Laminat und Oberstoff
bügele.
Sprühzeitkleber, zum Beispiel, wenn ich das rückwärtige Band
doppele und diverse Schneidewerkzeuge, aber dazu mehr beim nächsten Treffen.
Ich möchte euch nun noch meine Lieblingsbezugquellen für die
Dessousmaterialien nennen, da ich ja als Sparfuchs und Sammlerin bekannt bin,
eine Konstellation, die sich vielleicht betriebswirtschaftlich gesehen
ausschließt, kaufe ich die verschieden Materialien bei unterschiedlichen
Geschäften.
Die meisten Sachen bestelle ich bei Wien 2002. Ich bin
großer Fan des Stoffe-Spitzen-Gummi-Restepaketes, kaufe dort aber auch diverse
Stoffe, Futterstoffe, Spitzen und Laminat als Meterware sowie alle möglichen
Gummis und die Bügelbänder.
Die Bügel bestelle ich bei Merckwerdigh, außerdem habe ich
dort schon im Sale Haken- und Ösenverschlüsse, sowie Bügelband bestellt.
Bei ebay habe ich bei verschiedenen Anbietern Haken- und
Ösenverschlüsse günstig gekauft.
Die Ringe und Schieber habe ich über Etsy bestellt,
hauptsächlich bei diesem Anbieter.
Die Sanettasinglejerseys kaufe ich bei Michas Stoffecke, am
liebsten als Überraschungspaket ;-).
Ich habe auch schon bei Sewy bestellt, so ein komplett Paket
für meine ersten zwei BHs, das ist für den Einstieg und das Kennenlernen der
Materialien nicht schlecht, ist aber recht teuer.
Etwas günstiger sind die hübschen Komplettpakete bei
Merckwaerdigh, allerdings muss man da etwas auf´s Porto schauen.
Ein weiterer Spezialshop für Dessousmaterialien ist das
Spitzenparadies, dort habe ich allerdings noch nie bestellt.
Das war jetzt wieder ein langer Post und trotzdem nicht
vollständig, das Thema ist einfach sehr umfangreich. Aber wozu gibt es das Sew Along, wir nähen
und schreiben gemeinsam.
Hier kommt das Linktool für eure Beiträge, ich freue mich
schon darauf!
Julia
Puh, das sind ja ganz schön viele "Zutaten", die man für die Dessous-Herstellung benötigt. Vielen Dank, dass du das alles so ausführlich erklärt und zusammengestellt hast. Auch wenn ich nicht mitnähe, lese ich hier mit großem Interesse mit und finde es klasse, dass ich gegebenenfalls auf deine Hinweise zurückgreifen kann.
AntwortenLöschenLG von Susanne
Danke für die Zusammenstellung. Ich bin am überlegen, ob ich mir auch BHs selbst nähe, denn gut sitzende finde ich in meiner Größe meist erst ab 50 Eur. Ich werde weiter alles beim Sew Along lesen und dann irgendwann wenn ich Zeit habe (:-D) mal austesten :-)
AntwortenLöschenAuch wenn ich selbst nicht mitmache, finde ich es sehr interessant, die einzelnen Beiträge zu lesen. Vielen Dank für die ausführlichen Infos. Ein Tipp zum Stoffkauf: ich habe mir schon sehr schöne Stoffmuster von www.roosenrausch.de schicken lassen. Dort findest du wunderschöne französische Wäschestoffe und Spitzen.
AntwortenLöschenViel Freude weiterhin beim Nähen
Friedalene
Danke für den Tipp, da geh ich doch gleich mal gucken.
Löschen